Die richtige Auswahl für den optimalen Schmierstoffeinsatz
Moderne Schmierstoffe müssen vor allem im Landtechnikbereich hohen technischen Anforderungen sowie langen Einsatzzeiten standhalten. Neben der eigentlichen Schmierung schützen Öle vor Verschleiß, Ablagerungen und Korrosion selbst bei anspruchsvollen Bedingungen.
In diesem Ratgeber finden Sie wichtige Grundlagen zur einfachen Identifizierung des richtigen Motor-, Getriebe- oder Hydrauliköls für Ihre Maschine.
Auswahlkriterien
Schmierstoffe haben einen entscheidenden Einfluss auf die Zuverlässigkeit, Leistungsfähigkeit und die Effektivität beim Betrieb von Fahrzeugen und Geräten. Durch die Vielzahl an Normen, Qualitätsklassen und Produkten wird der Anwender vor zahlreiche Herausforderungen gestellt. Die Auswahl des richtigen Produktes sowie die Reduzierung der eingesetzten Ölsorten sind dabei zentrale Themen.
Grundlegende Kriterien zur Bestimmung des richtigen Schmiermittels:
- Viskosität (SAE-Klasse)
- Spezifikation (API, ACEA, JASO)
- Einsatzbereich (Motor, Getriebe, Hydraulik, Lenkung, Bremsanlage)
- Füllmenge
Diese können in der Betriebsanleitung des Fahrzeugs, am Öldeckel im Motorraum sowie in Herstellerinformationen und Datenblättern nachgelesen werden.
Warum es sich lohnt, in gute Qualitätsschmierstoffe zu investieren:
Mit den stetig steigenden Leistungsanforderungen ist es zwingend notwendig, mit Qualitätsprodukten zu arbeiten, um eine möglichst lange Gesamtlebensdauer der Systemkomponenten zu erreichen. Das Schmierstoffsortiment von Qualitätsherstellern wird dahingehend immer wieder neu modifiziert und ausgerichtet.
Viskosität
Die Viskosität beschreibt die Fließfähigkeit eines Öls in Abhängigkeit von Außen- und Starttemperatur sowie dem jeweiligen Einsatzgebiet. Die Viskosität wird über sogenannte SAE-Klassen angegeben. Die Zahl vor dem W steht für die Viskosität bei niedrigen Temperaturen (das W steht für Winter). Die Zahl nach dem W steht für die Viskosität bei hohen Temperaturen.
- Umso niedriger der Zahlenwert vor dem "W" ist, umso dünnflüssiger ist das Öl bei kalten Temperaturen
- Umso höher der Zahlenwert nach dem "W" ist, umso belastbarer ist das Öl bei hohen Temperaturen
Durch die Temperaturabhängigkeit ist die Fließfähigkeit im Winter anders als bei hohen Temperaturen im Sommer. Dies kann bei Einbereichsölen durch gezielte Auswahl der passenden SAE-Klasse im Winter oder Sommer ausgeglichen werden. Im Winter sollte beispielsweise eine möglichst niedrige W-Zahl (z. B. SAE 5W) gewählt werden. Achten Sie dabei immer auf die passende Motoröl-Spezifikation laut Herstellervorgabe.
Mehrbereichsöle
Für den Einsatz in breiten Temperaturspektren schaffen Mehrbereichsöle Abhilfe. Diese Motoröle bleiben bei Kälte fließfähig und sorgen für eine optimale Motorschmierung. Bei höheren Temperaturen wird das Motoröl nicht zu dünnflüssig und schmiert somit auch bei hohen Belastungen zuverlässig.
Voll- und teilsynthetische Öle
Vollsynthetische Schmiermittel sind aus einem Hauptteil Syntheseöl, einem kleineren Mineralöl-Anteil (zur Lösung der Öl-Additive) sowie Additiven zusammengesetzt. Teilsynthetische Öle werden aus Mineralöl, Syntheseöl (Anteil >10%) und Additiven hergestellt.
Aufgrund der hochwertigeren Kohlenwasserstoffverbindungen im Vergleich zu Mineralölen sind vollsynthetische Schmiermittel leistungsfähiger als teilsynthetische. Zusätzliche Eigenschaften sind eine hohe Temperaturbeständigkeit, Alterungsstabilität und besserer Verschleißschutz.
Grundsätzlich lässt sich jedoch nicht sagen, dass vollsynthetische Öle in jedem Fall besser als teilsynthetische Schmiermittel sind - orientieren Sie sich daher immer an den Herstellervorgaben.
Gängige Spezifikationen für Motoröle
API
Die API-Klassen (American Petroleum Institute) beschreiben die amerikanischen Anforderungen und Qualitätskriterien an ein Motor- oder Getriebeöl. Es wird zwischen Benzinmotoren (S) und Nutzfahrzeug-Dieselmotoren (C) unterschieden. Der zweite Buchstabe gibt die Klasse an. Höhere Buchstaben im Alphabet bedeuten höhere Qualität, je mehr Buchstaben vorhanden sind, desto mehr Zusatzstoffe hat es und ist somit hochwertiger.
Freigaben und Spezifikationen für Ottomotoren:
- API-SC für Motorenöle und mittlere Belastung (für Oldtimer bis BJ 1967)
- API-SD für Motorenöle und hoher Belastung (für Oldtimer bis BJ 1971)
- API-SE für Motorenöle und sehr hoher Belastung (für Oldtimer bis BJ 1979)
- API-SF für Motorenöle und sehr hoher Belastung (für Fahrzeuge bis BJ 1987)
- API-SG für Motorenöle und höchster Belastung, zusätzlicher Schutz gegen Schlammbildung (für Fahrzeuge bis BJ 1993)
- API-SH für Motorenöle und höchster Belastung (für Fahrzeuge bis BJ 1996)
- API-SJ ist die Nachfolgeklassifikation zu API SH
- API-SL ist die Nachfolgeklassifikation zu API-SJ
- API-SM für Motorenöle und extrem hohe Anforderungen hinsichtlich Oxidationsstabilität, Motorsauberkeit, Verschleißschutz, Alterungsverhalten und Leistungsvermögen bei niedrigen Temperaturen
- API-SN für Motorenöle mit verbessertem Hochtemperaturschutz an Kolben, strengere Schlammkontrolle sowie höhere Dichtungskompatibilität
- API-SP für Motorenöle für Verbrennungsmotoren mit Fremdzündung und höchster Belastung
Freigaben und Spezifikationen für Dieselmotoren:
- API-CC für Motorenöle und leichter Belastung (für Oldtimer)
- API-CD für Motorenöle und hoher Belastung, turbogetestet (für Oldtimer)
- API-CE für Motorenöle und höchster Belastung, turbogetestet (für Oldtimer)
- API-CF für Motorenöle der Klasse CE mit geringem Anteil an metallorganischen Additiven und höheren Anforderungen in Bezug auf Ölverbrauch und Ablagerungen an Kolben
- API-CG für Motorenöle und höchster Belastung, angepasst an Abgasnormen 1995
- AP-CH für Motorenöle und höchster Belastung, angepasst an Abgasnormen 1998
- AP-CI für Motorenöle und höchster Belastung, angepasst an Abgasnormen 2002
- AP-CJ für Motorenöle und höchster Belastung, angepasst an Abgasnormen 2010
- AP-CK für Motorenöle und höchster Belastung, angepasst an Abgasnormen 2017
ACEA
Da sich Betriebsbedingungen und Motorencharakteristik in Europa gegenüber Amerika grundsätzlich unterscheiden, hat die ACEA-Organisation (Association des Constructeurs Européens d’Automobiles) seit 1996 ein eigenes Klassifikationssystem eingeführt. Es basiert auf den API-Klassifikationen, fokussiert jedoch mehr die besonderen Schmierstoffanforderungen der Motoren in europäischen Kraftfahrzeugen sowie die jeweils gültigen EURO-Emissionsvorschriften.
Freigaben und Spezifikationen:
- A (A1, A3, A5, A7) für PKW-Benzinmotorenöle
- B (B1, B3, B5, B7) für PKW-Dieselmotorenöle und leichte LKWs
- C (C1, C2, C3, C4, C5, C6) für Motorenöle mit limitiertem SAPS-Level*
- E (E2, E4, E6, E7, E9, E11) für Dieselmotorenöle von LKWs, Landmaschinen und Baufahrzeugen
- G (GL3, GL4, GL5, GL5+LS) für Getriebeöle
* Das SAPS-Level definiert den Inhalt von Sulfatasche, Phosphor und Schwefel in Motorölen.
JASO
Die JASO-Klassifizierung beschränkt sich auf Öle für Zweitaktmotoren, Otto-Viertaktmotoren sowie Motorradmotoren. Öle, die für Ölbadkupplungen empfohlen werden, werden als JASO MA kategorisiert. Öle, die nicht für Ölbadkupplungen geeignet sind, werden als JASO MB bezeichnet.
Freigaben und Spezifikationen:
- MA1 für Motorenöle bei 4-Taktmotoren mit Ölbadkupplungen
- MA2 für Motorenöle bei 4-Taktmotoren mit Ölbadkupplungen (höherer Standard als MA1)
- MB für Motorenöle bei 4-Taktmotoren ohne Ölbadkupplungen
- FA für Motorenöle bei 2-Taktmotoren und leichter Belastung
- FB für Motorenöle bei 2-Taktmotoren und mittlerer Belastung
- FC für Motorenöle bei 2-Taktmotoren und mittlerer Belastung, raucharm
- FD für Motorenöle bei 2-Taktmotoren und hoher Belastung, raucharm
Mischbarkeit von DIVINOL-Ölen
Im Idealfall wird zum Nachfüllen genau die selbe Ölsorte wie beim Ölwechsel verwendet. Hochwertige DIVINOL-Markenöle können aber unter Umständen mit ähnlichen Produkten des gleichen Herstellers im Ölkreislauf gemischt werden, ohne dass es im Einsatz zu Problemen kommt.
Mischung teil- und vollsynthetische Öle
Die Vermischung von Mineralöl, teil- und vollsynthetischen Produkten ist möglich, je nach Vermischungsgrad werden die positiven Effekte der teil- und vollsynthetischen Komponenten aber entsprechend minimiert (z. B. in Bezug auf Einsatzdauer und Kraftstoffverbrauch).
Mischung von Ölen unterschiedlicher Viskosität
Grundsätzlich ist ausschließlich eine Vermischung innerhalb des selben Einsatzbereiches (Motor, Getriebe, Hydraulik) möglich. Motor- oder Getriebeöle unterschiedlicher Viskosität (z. B. 10W-40 oder 5W-30 bei Motorölen) decken zwar verschiedene Temperatureinsatzbereiche ab, die Viskosität kann aber untereinander gemischt werden.
Zusammenhang Schmierstofffarbe und Qualität
Schmierstoffe werden in der Zusammensetzung aus Grundölen und Additiven hergestellt. Je nach Anteil dieser zwei Komponenten verändert sich die Farbe des Öls. Je nach Ölcode und Freigabemöglichkeit der Formulierung gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, dies zu kombinieren - die Farbe sagt dabei nichts über die Ölqualität aus.
Motorölwechsel bei landwirtschaftlichen Maschinen
Der regelmäßige Ölwechsel ist wichtig für die Lebensdauer des Motors, da nach gewissen Betriebsstunden der Schmierfilm abreißt und die Additive ihre Wirksamkeit verlieren. Durch Rußbildung verringert sich die Qualität des Öls, was zu einer schlechteren Schmierung führt.
Ölwechselintervalle bei landwirtschaftlichen Fahrzeugen sind grundsätzlich vom jeweiligen Modell und der empfohlenen Herstellerintervalle abhängig. In der Regel empfiehlt sich ein Wechsel mindestens einmal im Jahr. Die benötigte Ölmenge für Motor, Getriebe und Hydraulik kann im Herstellerhandbuch des Fahrzeugs nachgelesen werden.
Beim eigentlichen Ölwechsel muss das Öl auf Betriebstemperatur gebracht werden, damit schwebende Schmutzpartikel beim Ablassen des Öls mitentsorgt werden. Erneuern Sie bei jedem Ölwechsel auch den zugehörigen Ölfilter sowie verschlissene Dichtungen (z. B. Dichtung des Ölablassschraubens). Kontrollieren Sie einige Minuten nach dem Motorstart den Ölstand Ihres Fahrzeugs.
